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Viel Musik für guten Zweck

Erstellt von Reiner Henn ||  Stiftskirche

Benefizkonzert in der Kaiserslauterer Stiftskirche ist besucht. Pfarrer Stefan Bergmann von der Citykirche rief – und alle kamen! Diejenigen, die seit Jahren ihre enge, intensive Verbundenheit mit der Stiftskirchengemeinde zeigen, stellten am Freitag in der gut besuchten Kirche ihr Können in den Dienst eines Benefizkonzertes. Dies ergab eine Bandbreite von Klassik über Folk, Jazz, Blues, Soul und Rock. Ein Stelldichein regionaler Kulturträger machte zugleich klingende Werbung in eigener Sache.

Eine nicht alltägliche Besetzung bot das Duo „Bass(on) Partout“. Hinter dem fantasiereichen Namen verbirgt sich das Künstler-Ehepaar Eva (Violoncello, Klavier) und Jörg (Fagott) Klamroth. Mit der Wahl der „Hot Sonata“ im Jazz-Idiom von Erwin Schulhof setzten sie zunächst programmatisch aufs „falsche Pferd“, will sagen: Der Saxofon-Klassiker offenbarte auf dem Fagott (mit allerdings guter, akribischer Klavierbegleitung) nicht ganz seine melodischen und rhythmischen Finessen. Dagegen avancierte die zweite Vortragsfolge im Duo Cello und Fagott bei „Airs de la Renaissance Espagnole“ von Daniele Zanettovich zu einem der Höhepunkte, überzeugte durch harmonisches Zusammenspiel und die Subtilität der melodischen Finessen.

Wie sehr doch die – heikle – Werkauswahl den Erfolg beeinflusst, bestätigte sich dann bei der Mezzosopranistin Antonietta Jana, die bei der Parodie auf Mozarts „Kleine Nachtmusik“ in der Fassung von Georg Kreisler ihre stärksten Momente hatte. Dieser nennt sie kokettierend und persiflierend nun „Eine kleine Gutenachtmusik“ und treibt mit der Erwartungshaltung des Publikums seinen Schabernack, ja er führt es förmlich vor, wenn es da heißt: „Wie schön in Konzerte zu gehen – dort zeigt man, wie gut man dressiert ist; und auch sonst ist so manches zu sehn.“ Und das alles musikalisch zum Kopfsatz der Mozart-Serenade und von Jana glänzend schauspielerisch, in szenischer Andeutung und mit Hingabe interpretiert – dank der exzellenten und darauf abgestimmten Klavierbegleitung von Tochter Elisabeth Pütz, ein köstlicher musikalischer Spaß.

Das Faible Stefan Bergmanns für irische Folklore und seine Organisation der Irischen Nacht unter seiner Mitwirkung erklären die Einladung an das Ensemble der Städtischen Musikschule namens „Assana“. Jonathan Gayers authentisches Spiel auf dem irischen Dudelsack mit ansprechendem Gesang, dazu Paula Brauns hoch virtuoses und melodisch führendes Spiel auf der Tin Whistle und der bezaubernde Klang der Harfe von Chiara Müller ergeben zusammen mit dem Rhythmusgefühl des Gitarristen Jakob Wüst eine Klangwelt zwischen Kunst- und Tanzmusik, zwischen konzertantem Anspruch und gefälliger Darbietung. Ideal für diesen Anlass und optimal überleitend zu der weiteren jugendlichen Formation der Jugendkantorei der Evangelischen Singschule: Bezirkskantorin Beate Stinski-Bergmann hat programmatisch die Zeichen der Zeit erkannt und mit Glanzlichtern der Comedian Harmonists wie „Ein kleiner grüner Kaktus“ ein Ausrufezeichen gesetzt. Hin zur lebendigen, choreographisch angehauchten und mitreißend beschwingten Vortragsfolge, die niemals statisch, eingedrillt oder schablonenhaft wirkte, sondern vor Sangeslust explodierte. Der Tophit der Weather Girls („It’s raining men“) aus dem Stilbereich Pop, Evergreens der Singer-Songwriter-Szene wie Leonard Cohens „Hallelujah“ oder Kostproben aus Lorenz Maierhofers mannigfachem Schaffen als Komponist und Chorpädagoge mit Einflüssen aus Jazz und Gospel – all das wurde großartig interpretiert. In der stimmlichen und intonatorischen Reinkultur kam die wertvolle Aufbauarbeit der Stimmbildnerin Antonietta Jana zum Tragen, in der rhythmischen Flexibilität profitierte der bestens disponierte Jugendchor von der Klavierbegleitung Eva Klamroths.

Flesch bannt das PublikumHochprofessionell ging es dann mit Stephan Flesch und Schlagwerker Marcus Walder weiter: Ersterer schafft es immer wieder faszinierend, auf Anhieb die ganze ungeteilte Aufmerksamkeit des Publikums auf sich zu ziehen.

Mit seiner durchdringenden Soulstimme wie mit seiner Bühnenpräsenz und Ausstrahlungskraft kann er Klassikern noch etwas Eigenständiges abgewinnen: Und diesen mit rhythmisch stürmischer Gitarrenbegleitung neue Flügel verleihen. Weitab von reiner Routine agierte der Solopauker des Pfalztheaters, Marcus Walder, als er den „Blues for Gilbert“ von Mark Glenworth auf dem Vibrafon in allen Facetten interpretierte.

Wer zu vorgerückter Stunde nach langem Warten an die Reihe kommt, hat meist das leidige Problem des Spannungsverlustes. Doch die Band „Ketti W.“ als Hommage an den verstorbenen Bandleader und Kinderarzt (Wittek) kam, sah und siegte: Dank der nachdenklichen und zeitlosen Texte wie „Keine Zeit mehr“ von Textdichtern wie Gerhard Gundermann oder Klaus Renft mit seiner metaphorischen Lyrik können Zuhörer gebannt werden. Zumal sie – wie hier – von einer Band zwischen Folk und Rock in ungewöhnlicher Stimmgebung von Shakti Paque und Anett Wittek neu interpretiert werden. Saxofonist Moriz Braun umspielte sie im ungewöhnlichen Zusammenklang mit dem grundierenden Cello von Vera Lill. Auch die Gitarristen Stefan Hofmann und Mathias Paque unterstützten wirkungsvoll.

Reiner Henn

Quelle: Die Rheinpfalz Pfälzische Volkszeitung - Nr. 197,  Montag, den 26. August 2019, Seite 25
 

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