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Zweites "Candle Light"

|  Kirchenmusik

Nach dem großen Erfolg des ersten Konzerts im Kerzenschein wird die Reihe "Candle Light" am 27. September um 20.00 Uhr in der Stiftskirche mit dem Jubiläumskonzert von "RicciCapricci" fortgesetzt.

Das Ensemble spielt zum seinem zwanzigjährigen Jubiläum in vierköpfiger Besetzung mit Blockflöten, Barockgitarre, Cembalo, Viola da Gamba und Perkussion temporeiche Musik von der Renaissance bis zur Gegenwart. „RicciCapricci“ hat sich mit hoher Virtuosität und außergewöhnlichen Programmen vor allem im Genre der Renaissance- und Barockmusik in den letzen 20 Jahren deutschlandweit einen Namen gemacht. Eine der Gründerinnen, Kirsten Christmann, stammt aus Kaiserslautern und kehrt zum Jubiläum wieder einmal an den Spielort Stiftskirche zurück. Karten für das stimmungsvolle Konzert gibt es an der Abendkasse zu 18,- €, ermäßigt 10,- €. Konzertbeginn ist 20:00 Uhr. Einlass voraussichtlich 19:30 Uhr bei freier Platzwahl. Die Abendkasse öffnet um 18:30 Uhr.

 

INFO zum Programm: Mascarada - Dances and Tunes in disguise

Im Spannungsfeld von Diminutions- und Improvisationskunst, folkloristischen Elementen und komplexer Kunstmusik verbindet das Ensemble RicciCapricci in seinem Konzertprogramm "Mascarada - Dances and Tunes in disguise" englische und italienische Musik des 16. und 17. Jahrhunderts mit zeitgenössischen Kompositionen. Hierbei werden gleichermaßen die Gegensätze der Musikstile sowie ihre gegenseitige Beeinflussung verdeutlicht und zudem verschiedene Tanz- und Variationsformen als wesentliche Elemente der Kompositionstechnik und Musizierpraxis durch die Jahrhunderte beleuchtet.

Zu Beginn des Programmes entführt das Ensemble sein Publikum in die Welt der englischen Masque, welche sich als eine Art Gesamtkunstwerk aus Schauspiel, Musik und Tanz während des 16. und 17. Jahrhunderts am englischen Hof entwickelte und eine Vorform der englischen Barockoper darstellte. Die Masque Dances begleiteten als lebhafte, wilde Tänze mit kurzen Abschnitten und abrupten Stimmungs- und Tempowechseln die Auftritte der grotesken Figuren. Statt aristokratischer Ordnung dominierten hier Lärm und Chaos, was sich auch in der Wahl ungewöhnlicher Instrumente zeigte, wie es Ben Jonson 1609 sehr anschaulich schildert:
Erst ist es eine, dann sind es zwei, drei und mehr Hexen, die mit hohler und infernalisch klingender Musik auftreten. Alle haben sie Spindeln, Tamburine, Rasseln oder andere abscheuliche Instrumente und veranstalten einen wilden Lärm und seltsame Gebärden.
Die Tänze wirkten nicht durch streng choreographierte Schrittfolgen, sondern waren vielmehr kurze, die jeweilige Figur charakterisierende musikalische Episoden.

Reiche Inspirationsquellen für die englische Tanzmusik und Verzierungspraxis des 16. und 17. Jahrhunderts stellen u.a. das Fitzwilliam Virginal Book, Thomas Simpsons 1621 erschienene Sammlung Taffel-Consort sowie The Division Flute aus dem Jahr 1706 dar, die eine Fülle von Notenmaterial enthalten, welches für das vielfältige Instrumentarium des Ensembles neu arrangiert wurde. In Gordon Jacobs Variations for Recorder and Harpsichord, deren naiv-liedhaftes Thema von irischer Folkmusik inspiriert anmutet, greift der Komponist in den verschiedenen Variationen immer wieder auf Tanzformen (Marsch, Siciliana) zurück, deren strenge Form er jedoch durch überraschen-
de harmonische Wendungen und scharfe Dissonanzen durchbricht.

Auch Norman Fulton bezieht sich in seiner Scottish Suite auf traditionelle Tanzformen (Musette, Reel), wodurch eine kompositorische Annäherung an die schottische Folkmusik erfolgt, die innerhalb des Programms in einem Arrangement des alten schottischen Volkslieds Mary Young and Fair weitergeführt wird. Der Ground after the Scotch Humour des in England wirkenden italienischen Geigenvirtuosen und Komponisten Nicola Matteis und Paul´s Steeple sind virtuoses Beispiele englischer Divions, deren Ausführung in zahlreichen Lehrwerken des 16. und 17. Jahrhunderts für verschiedene Melodieinstrumente beschrieben wurde und großen Einfluss auf die damalige Musizierpraxis hatte. Die englischen Lehrwerke knüpften damit an die Tradition der italienischen Diminutionslehren an, welche sich u.a. mit der kunstvollen Diminution von Madrigalen beschäftigten. Eines der berühmtesten Beispiele hierfür ist sicherlich Cipriano de Rores Madrigal Ancor che col partire, welches in zahlreichen diminuierten Fassungen vorliegt, an denen sich die verzierte Version des Ensembles orientiert.

Der italienische Teil des Programms wird ergänzt durch Variationen über populäre italienische Tänze des 16. Jahrhunderts sowie Ostinato-Kompositionen von Johann Hieronymus Kapsberger und Maurizio Cazzati. Die Verwendung ostinater Akkordfolgen und die Auseinandersetzung mit der affektreichen Madrigalkunst stellt im kompositorischen Schaffen des serbischen Komponisten und Cembalisten Slobodan Jovanovi ć eine wichtige Grundlage für seinen künstlerischen Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart dar. Der Titel seiner Auftragskomposition für RicciCapricci "Jedem seine Maske" (Sua cuique persona) bezieht sich auf die Inschrift eines Schiebedeckels zu einem verschollenen Portrait aus dem 16. Jahrhundert , welcher sich in den Uffizien in Florenz befindet. Faszinierend ist hierbei die doppelte Bedeutung des lateinischen Begriffs „persona“, steht er doch einerseits für die Person, jedoch gleichzeitig in der römi schen Antike auch für die Maske des Schauspielers (abgeleitet von „per sonare“, dem „Durchtönen“ beim Sprechen durch die Maske). Die Vielschichtigkeit des Begriffs der Maske, im Sinne verschiedener Rollen oder Persönlichkeiten, welche bei jedem Individuum durchscheinen, die Gleichzeitigkeit von Sein und Schein, steht im Zentrum der
kompositorischen Umsetzung und versinnbildlicht überdies die Bedeutung de s Prinzips des Variierens: das Durchscheinen bzw. „Durchtönen“ der Grundform in verschiedenen Facetten hinter wechselnden klingenden Masken.

Dances and Tunes in disguise
William Lawes (1602-1645) The Triumph of Peace
John Adson (1587-1640) Adson´s Masque
Robert Bateman (um 1600) Batemans Masque
Thomas Simpson (1582-1628) Mascarada – Volta
John Dowland (1563-1626) Aria (Mistress Nichols Almand)
(aus Taffel-Consort (1621)
Jan Pieterszoon Sweelinck (1562
Jan Pieterszoon Sweelinck (1562--1621)1621) Ballo del granducaBallo del granduca
Cipriano de Rore (1515/16
Cipriano de Rore (1515/16 --1565)1565) Ancor che col partireAncor che col partire
(eigene Diminutio(eigene Diminutionen)nen)
Slobodan Jovanovi
Slobodan Jovanović (*1977)ć (*1977) Jedem seine Maske (Sua cuique persona) (2023)Jedem seine Maske (Sua cuique persona) (2023)
Johann Hieronymus Kapsberger (1580
Johann Hieronymus Kapsberger (1580--1651) Colascione1651) Colascione
William Byrd (um 1543-1623) The Irish March
Gordon Jacob (1895-1984) Variations for Treble Recorder and Harpsichord
William Byrd (um 1543-1623) Callino Casturame
Tarquinio Merula
Tarquinio Merula Canzona “La Catterina”Canzona “La Catterina”
Maurizio Cazzati (1616
Maurizio Cazzati (1616--1678)1678) Ciaccona à tre con il suo Balletto Ciaccona à tre con il suo Balletto
Giovanni Giacomo Gastoldi (1556
Giovanni Giacomo Gastoldi (1556--1609)1609) Ballo di MantovaBallo di Mantova
Athanasius Kircher (1602
Athanasius Kircher (1602--1680) 1680) Tarantella Napoletana Mono HypodoricoTarantella Napoletana Mono Hypodorico
Salamone Rossi (1570
Salamone Rossi (1570--1630) 1630) Sonata Undecima detta La ScatolaSonata Undecima detta La Scatola
Nicola Matteis (1650-1714) Ground after the Scotch Humour
Norman Fulton (1909-1980) Scottish Suite for Treble Recorder and Harpsichord:
Musette - Air - Reel Trad. Schottland Mary Young and Fair (Mairi bhan óg)
aus The Division Flute (1706) Paul´s Steeple


Ensemble RicciCapricci
Christiane Herr, Blockflöte
Kirsten Christmann, Blockflöte und Cembalo
Francesco Tomaso, Barockgitarre und Arciliuto
Michael Beilschmidt, Bassgambe, Barockgitarre und Perkussion

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