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Rückblick auf die 6. Kirchennacht

Erstellt von Walter Falk, RHEINPFALZ ||  Stiftskirche

Sechste „Nacht der Kirchen“ beginnt in der Stiftskirche mit der Gründung der Arbeitsgemeinschaft der Christlichen Kirchen. Die Kirchen in Kaiserslautern sind offen und lebendig. Zu erleben war das am Pfingstsonntag in der sechsten „Nacht der Kirchen“. Zu ungewohnter Zeit öffneten 20 Gotteshäuser in der Stadt ihre Pforten und demonstrierten mit einem breitgefächerten Programm die Vielfalt des christlichen Glaubens. Das reichte von Konzerten über Open-Air-Kino, Tanzdarbietungen und Videokunst bis hin zu besonderen Gottesdiensten und Gebeten, dem Tour-Bus „Polli“ und vielem mehr. Die RHEINPFALZ war in drei Kirchen mit dabei.

Die Eröffnungsandacht zur „Nacht der Kirchen“ fand am frühen Abend in der proppenvollen Stiftskirche mit Vertretern aus allen Gemeinden sowie sieben christlichen Konfessionen statt. Mit der Aussendung des Pfingstfeuers wurde gleichzeitig der Grundstein zur Gründung der Arbeitsgemeinschaft der Christlichen Kirchen (ACK) Kaiserslautern gelegt.
„Die Nacht der Kirchen möge ein fruchtbarer Boden dafür sein“, so Pfarrer Stefan Bergmann, der Organisator des Programms. Er erinnerte daran, dass die Geschichte der Kirche viele Jahrhunderte lang eine Geschichte der Trennungen, Abspaltungen, Verwerfungen, sogar Verfluchungen gewesen sei. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg, im Jahr 1948, habe ein neues Nachdenken darüber begonnen, wie die christlichen Kirchen stärker zusammenwachsen und gemeinsam reden und handeln könnten.
„Ziel der ökumenischen Bewegung war es, die Kirchen zu gemeinsamem Zeugnis und Dienst zu vereinen“, so Bergmann. Erst vor zwei Jahren sei der Wunsch gehegt worden, auch in Kaiserslautern eine lokale ACK zu gründen. In ihrer kurzen Predigt ging Dekanin Dorothee Wüst auf das Pfingstwunder ein. Mit dem Brausen vom Himmel und den lodernden Flammen über den Köpfen sei der Geist Gottes hörbar, fühlbar und sichtbar über die Menschen gekommen und habe das Leben mit frischem Wind erfüllt. „Möge der Geist Gottes den Kirchen in Kaiserslautern eine neue Sprache geben, möge er in unseren Herzen brennen“, schloss sie.
Alle Vertreter der Gemeinden, die Mitglied in der ACK werden wollen, rief Pfarrer Bergmann nach vorn, wo sie ihre Pfingstkerze entzündeten und mit ihrer Unterschrift den Gründungsvertrag unterzeichneten. Mit dem Taizé-Gesang „Laudate omnes gentes“ zogen die Mitglieder der ACK schließlich in einer Prozession der Kerzen zusammen mit der Gemeinde zum Pfingstfeuer im Innenhof.
Feierlich umrahmten das ABS-Trio mit Brigitte Gemmecker-Gropp (Geige), Andrea Liese (Gitarre) und Schwester Sabine Vogt (Bass) sowie Antonietta Jana (Sopran) und Beate Stinski-Bergmann (Klavier und Orgel) eine emotional tief beeindruckende Feierstunde, die allen Anwesenden lange im Gedächtnis bleiben wird.
Zum ersten Mal bei der „Nacht der Kirchen“ dabei war die Neuapostolische Kirche in der Pirmasenser Straße. Mit einem musikalischen Programm mit dem gemischten Chor und Orgelmusik stellte sie sich vor, wie der Gemeindevorsteher Rüdiger Barz erläuterte. „Für uns ist das eine besonders spannende Sache“, freute er sich. Und schon intonierte der gemischte Chor das „Heilig, heilig, heilig“ aus Schuberts „Deutscher Messe“, so dass die Unterhaltung der zahlreichen Besucher jäh abbrach. Das kultivierte Piano und die vibrierenden, klaren, makellosen Stimmen beeindruckten auf Anhieb. Unter Leitung von Stefan Littek sangen die zirka 25 Sänger zum Teil a-cappella und präsentierten auch mit „Anbetend deine Macht und Größe“ von Schubert und „Der Friede Gottes“ von Johann Adam Hiller einen herrlichen und geschlossenen Chorklang. Mit strahlenden Sopranstimmen und homogenem Gesang bestachen auch die sieben Sängerinnen des Frauenchors unter Leitung von Marion Weber, die auch am Klavier begleitete. Lieder wie „Hebe deine Augen auf“ von Mendelssohn-Bartholdy und „Meine Seele ist stille zu dir“ von Klaus Heizmann klangen so besonders erhebend. Den Höhepunkt bot ein kleiner Extrachor mit dem Schlusschor aus der Messe „Sunrise Mass“, „The Ground“, von dem erst 40 Jahre alten Komponisten Ola Cjeilo. Beim anschließenden „Offenen Singen“ mit dem Musiklehrer Dieter Hauß aus Speyer durfte jeder der Anwesenden mitsingen. Vom Kirchenlied über neue geistliche Lieder bis hin zu Spiritual und Gospel war das Programm bunt gemischt. Abschließend, zu später Stunde gab es noch „Kleine Geistliche Konzerte“ von Heinrich Schütz mit Peter Münch und Dieter Hauß (Tenor) und Dagmar Hauß an der Orgel.
Ein Aha-Erlebnis sondergleichen bot sich dem staunenden Besucher beim Betreten der Kirche St. Martin in der Innenstadt. Hans Krämer aus Otterberg hatte den Innenraum des Gotteshauses in ein besonderes Licht getaucht. Hier galt es: mit allen Sinnen erleben, wie der Gemeindereferent in der Pfarrei Heiliger Martin, Andreas Werle, erklärte. „Mit Licht, Gesang, Gebet und Meditation.“ Zu später Stunde war das Licht, das von innen nach außen strahlte, besonders beeindruckend und lud in der Tat zum Meditieren ein. Ziel sei es, so Werle, den Kirchenraum mal anders wahrzunehmen. Ein großes, orangefarbenes Tuch, vor dem unzählige brennende Kerzen mit der großen Taizé-Kerze als Zentrum aufgebaut waren, trennte das Hauptschiff vom Chor. Dahinter war auch die Kreuzigungsgruppe angestrahlt. Durch die Illumination mit dem vorwiegend violetten Licht kam auch die wunderschöne Barockdecke mit ihren zarten Farben und den Putten besonders zur Geltung. Auch erhielt die Hallenkirche durch das Licht eine besondere räumliche Wirkung, und sogar die Säulen nahm der Betrachter viel mächtiger wahr. Durch die Anstrahlung von innen bekam auch das Pfingstfenster über dem Hauptportal, eine Neuschöpfung des Glasbildners Josef Plum aus Mainz, das die sieben Feuerzungen des Heiligen Geistes symbolisiert, eine gesteigerte Wirkung und konnte somit auch von außen bewundert werden. Die feierliche Atmosphäre erreichte ihren Höhepunkt mit der Taizé-Andacht um 22 Uhr, zu der die Hallenkirche voll besetzt war.Beeindrucken konnte dabei der Projektchor unter Leitung von Michael Martin und die makellosen Solostimmen von Sabrina und Alexander Roth sowie Dagmar, Michael und Katharina Martin, die von einer Instrumentalgruppe begleitet wurden. Die Texte dazu hatte Gertrud Schindler aus Enkenbach vorbereitet. Sogar an trauernde Menschen hatte die Martinskirche gedacht. Für sie hatte sie extra ein Trauercafé im Pfarrzentrum geöffnet. Für Gespräche standen Mitarbeiterinnen zur Verfügung.

Quelle: Die Rheinpfalz Pfälzische Volkszeitung - Nr. 116 Datum Dienstag, den 22. Mai 2018 Seite 23

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