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Mit uns nicht!

|  Heilig Geist

Stellungnahme des Berufsverbandes der Gemeindereferent*innen und Religionslehrer*innen i. K. zur Veröffentlichung des Gutachtens „Sexueller Missbrauch Minderjähriger und erwachsener Schutzbefohlener durch Kleriker sowie hauptamtliche Bedienstete im Bereich der Erzdiözese München und Freising“

Mit großer Betroffenheit haben die Mitglieder des Berufsverbands der Gemeindereferent*innen und Religionslehrer*innen im Bistum Speyer das veröffentlichte Gutachten der Kanzlei WSW München zum Umgang mit Missbrauchsfällen im Bistum München und Freising aufgenommen. Wie bereits bei den vorausgegangenen Veröffentlichungen in unserer eigenen und anderen Diözesen sind wir fassungslos über das Ausmaß an Vertuschungen, Verharmlosungen und dem Aufbau von Lügengebäuden, einzig und allein zum Zweck der Machterhaltung und des Schutzes der Kirche.

Es macht sprachlos und ohnmächtig, was durch die Offenlegung in der Erzdiözese München und Freising deutlich wird: In 21 Fällen hat sich Kardinal Wetter in seiner Funktion als Erzbischof auf die Seite der Täter und nicht der Betroffenen gestellt und selbst unserem emeritierten Papst Benedikt XVI. wird dieses Fehlverhalten vierfach nachgewiesen. Mit der Verbiegung der Wahrheit durch ein ehemaliges Kirchenoberhaupt hat für uns Seelsorger*innen und Religionslehrer*innen i. K. der Skandal des Missbrauchs von Minderjährigen und erwachsenen Schutzbefohlenen eine neue Dimension erreicht.

Durch das Verhalten von einzelnen Amtsträgern in leitenden Positionen der Kirche weltweit, die ihren Sendungsauftrag einzig und allein in ihrem Wächteramt für Moral und Schutz der religiösen Deutungshoheit sehen, wird die tägliche gute und segensreiche Arbeit von Seelsorgerinnen und Seelsorgern untergraben und in Misskredit gebracht. Wie kann es sein, dass im zwölften Jahr nach der ersten Veröffentlichung von Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche Deutschlands und darauf folgender detaillierter diözesaner Studien immer noch Amtsträger jeglichen Anstand und Respekt gegenüber Betroffenen vermissen lassen?

Durch das Abstreiten von (Mit-) Verantwortung werden die Traumatisierten zum wiederholten Male verletzt und im Stich gelassen. Wir sehen mit Sorge, dass viele Seelsorgerinnen und Seelsorger sich schon seit Jahren innerlich von ihrer Kirche verabschieden und nach anderen Berufen Ausschau halten.

Wir stellen uns bedingungslos auf die Seite der Betroffenen und unterstützen Bischof Karl-Heinz Wiesemann und Generalvikar Andreas Sturm ausdrücklich darin, den eingeschlagenen Weg der Aufarbeitung und der Entschädigungszahlungen für Betroffene weiter zu gehen. Gleichzeitig setzen wir uns an den Orten, an denen wir als Seelsorgerinnen und Seelsorger arbeiten, für die Erstellung von institutionellen Schutzkonzepten ein und arbeiten zusammen mit ehrenamtlich Engagierten an der Sensibilisierung zu den Themen des Missbrauchs in jeglicher Form.

Wir erachten die Anstrengungen des „Synodalen Wegs“ zur Kontrolle der Machtfülle von Klerikern für dringend notwendig und unterstützen sie.

Wir stehen ein für eine Kirche, in der alles dafür getan wird, die Verbrechen der Vergangenheit aufzuarbeiten und jeder und jede dafür arbeitet, dass Missbrauch körperlich, seelisch und geistig, nicht mehr möglich ist.

Es gilt als erwiesen, dass die Struktur der Kirche Missbrauch begünstigt. Deshalb muss aus unserer Sicht die Gestalt der katholischen Kirche partizipativ sein. Frauen und Männer, Kleriker und Laien, müssen in gleichem Maße uneingeschränkt Verantwortung übernehmen.

Für den Vorstand des BVGR
Petra Benz, Silke Stein, Tanja Rieger, Egle Rudyte-Kimmle, Marina Mathias

Bildquelle: Peter Weidemann, Pfarrbriefservice

 

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